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Er ist den Geheimnissen alter Öfen auf der Spur

Als Ofenbaumeister ist Markus Himmelspach aus Siedenbüssow viel in der Region unterwegs. Und nicht selten stößt der Experte dabei auf Zeugnisse längst vergangener Zeiten.

Siedenbüssow (AK 20.03.2013/jo). In dem unscheinbaren Karton lagern wahre Schätze: Kacheln unterschiedlicher Farbe und Qualität hat Ofenbaumeister Markus Himmelspach darin aufgehoben. Auf den ersten Blick verheißen sie nichts Besonderes, doch bei genauerem Betrachten erzählen sie Geschichten. Immer wieder einmal stößt der Siedenbüssower Ofenbauer bei seiner Arbeit auf historische Zeugnisse. So auch in Alt Tellin.
"Ich bekam den Auftrag, einen alten Ofen abzubauen", erinnert sich Markus Himmelspach. Er machte sich ans Werk und löste vorsichtig die Verbindungen zwischen den Kacheln, um möglichst wenig zu zerstören. Die Oberfläche verriet nichts Besonderes, außer dass die Kacheln schon ein paar Jahrzehnte alt sind. Doch auf der Rückseite entdeckte Markus Himmelspach Hinweise auf den Entstehungsort der Kacheln: "H. Rossow Demmin" war dort eingestanzt. "Ich vermute, dass sie Anfang des 20. Jahrhunderts gefertigt wurden", sagt Markus Himmelspach.
Denn etwa bis 1915 seien üppigste Öfen gebaut worden, die Kacheln dafür in kleinen Werkstätten gefertigt. "In den 20er-Jahren kippte das dann", weiß der Ofenbaumeister, der seit zehn Jahren selbstständig ist. Das Opulente ging zurück, sachliche Formen hielten stattdessen Einzug, Schnörkel verschwanden ganz. "Ein feudales Stück wurde nur noch auf seine Funktion reduziert, eben auf das Heizen." Ein Ofen sollte wärmen und eine pflegeleichte Oberfläche haben. Mehr nicht. Und so verschwanden in knapp 20 Jahren ein Großteil der bis dahin so reich verzierten Öfen. Gerade deshalb sind Funde wie der in Alt Tellin für ihn wirklich etwas Besonderes. "Sie sind immer auch ein Stück Alltagsgeschichte."
Und tatsächlich lässt sich diese Kachel zurückverfolgen. Hans Clemens, Leiter des Demminer Regionalmuseums, begab sich auf Spurensuche und fand im Branchenteil des Demminer Adressbuches von 1910 den Töpfermeister Heinrich Rossow, der in der Sackgasse 4 gemeldet war. "Töpfer und Ofensetzer waren in der Geschichte ein und dieselbe Person", weiß Markus Himmelspach.
Außerdem stieß Hans Clemens auf einen Wilhelm Rossow, der ebenfalls als Töpfermeister an der Demminer Kirchhofstraße 8 eingetragen ist, allerdings bereits im Jahr 1890/91. Als Nachfolger dieses Töpfermeisters wird 1910 ein Herr Katt aufgeführt. Der Familienname Rossow verliert sich. "Dafür findet sich nach 1919 kein Eintrag mehr", fand Hans Clemens heraus.
Den abgebauten Ofen lagerte Markus Himmelspach vorerst in seiner Werkstatt, in weiser Voraussicht, dass sich ein neuer Bestimmungsort für ihn finden wird. Und so kam es dann auch. "Ich erhielt die Anfrage eines Demminers, ob ich ihm nicht einen Küchenofen bauen könnte", sagt der Handwerksmeister. Da fiel ihm der Alt Telliner Ofen wieder ein und so brachte Markus Himmelspach einen Teil der historischen Kacheln an ihren Ursprungsort zurück.